Albert Enzler, Johann Baptist Inauen

Zwei Aussenseiter der Appenzeller Bauernmalerei

4. März 2011 — 6. November 2011

Albert Enzler (1882–1974) und Johann Baptist Inauen (1909–1985) bewegten sich nicht nur am Rande der Gesellschaft, auch ihre Werke sind im Randbereich der etablierten Bauernmalerei anzusiedeln. Ihr Aussenseitertum darf jedoch nicht im abwertenden Sinne verstanden werden. Ganz im Gegenteil: die Aussenseiterkunst von Enzler und Inauen strotzt nur so vor Poesie und Lebensfreude, sie ist aber auch Ausdruck von Humor und leiser Ironie. Man könnte die beiden Maler auch als Vertreter der bäuerlichen Naiven bezeichnen, wobei dieses Etikett insbesondere für einen Teil von Enzlers Werk, das kaum bäuerliche Elemente zeigt, nicht stimmt. Mit Sicherheit aber trifft auf beide Künstler zu, dass sie ungelernte Meister ihres Fachs waren.

Enzler, der Landschaftsmaler
Albert Enzler ist im Gegensatz zu Inauen kein Unbekannter. Im Jahre 1969 fand er durch Vermittlung von Josef John Aufnahme in die grosse, jurierte Ausstellung «I naïfs» in Lugano. Das machte ihn auf einen Schlag bekannt und bescherte ihm einen lebhaften Zulauf von Liebhabern seiner naiven Kunst. Trotz dieses Erfolgs blieben die Preise seiner Werke bescheiden.
Simone Schaufbelberger-Breguet hat Enzler einmal als den «Landschafter und Valeuristen der Bauernmalerei» bezeichnet. Von «valeurs» spricht man in der französischen Malerei, wenn die Farbwerte besonders differenziert abgestimmt sind. Enzlers Bilder leben in der Tat von den sensibel - von zart bis rau - abgestuften Farbwerten. Enzler hat auch immer wieder reine Landschaften ohne sennische Motive gemalt. Die Alpfahrten finden eher zufällig Aufnahme in seine Bilder und die «sennische Ordnung» gehört nicht zu seinen Hauptanliegen. Da kann auch einmal ein «Senntum» unterwegs sein, das nur aus Ziegen und Mädchen besteht. Seine Alpfahrten sind nicht wie bei vielen Klassikern der Bauernmalerei zur Pose erstarrt.

Inauen, der Streifenmaler
Das Werk von Johann Baptist Inauen gilt als praktisch unbekannt. In der Standardpublikation «Bauernmalerei rund um den Säntis», Zürich 1994, findet sich neben rudimentären Angaben zu seiner Person lediglich der Vermerk «Inauen ist nie vermarktet worden und unverdorben geblieben». In der Tat dürfte er kaum je ein Bild verkauft haben. Zu ungehobelt schienen wohl den Bauern seiner Umgebung Inauens Sennenstreifen und Tafeln im Vergleich mit den gängigen Bauernmalereien - und Sammler wurden nie auf ihn aufmerksam. So kam es, dass nur knapp zwei Dutzend Bilder von Inauen erhalten geblieben sind. Den Grossteil davon konnte das Museum Appenzell vor wenigen Jahren aus seinem Nachlass erwerben. Die restlichen Werke befinden sich in Privatbesitz sowie im Museum im Lagerhaus in St.Gallen und im Toggenburger Museum in Lichtensteig.
Inauens Hauptthema ist die Alpfahrt: Kuh an Kuh ist mehr oder weniger stereotyp aneinander gereiht und hinter den Kühen reihen sich in ähnlicher Weise die Churfirsten, die Berge seiner zweiten Heimat. Für seine Aneinanderreihungen hat er im langen, schmalen (Sennen-)Streifen ein logisches Format gefunden. Mit ihren glänzenden Lackfarben wirken die Streifen von Inauen auf den ersten Blick irritierend; sie öffnen eine Welt des Fantastischen, die gleichzeitig vertraut und fremd ist.

Ausstellungsflyer mit Begleitprogramm

Albert Enzler, Alp mit Ziegen, 1960
Johann Baptist Inauen, Alpauffahrt am Badsee, o.J.

Albert Enzler (1882–1974) und Johann Baptist Inauen (1909–1985) bewegten sich nicht nur am Rande der Gesellschaft, auch ihre Werke sind im Randbereich der etablierten Bauernmalerei anzusiedeln. Ihr Aussenseitertum darf jedoch nicht im abwertenden Sinne verstanden werden. Ganz im Gegenteil: die Aussenseiterkunst von Enzler und Inauen strotzt nur so vor Poesie und Lebensfreude, sie ist aber auch Ausdruck von Humor und leiser Ironie. Man könnte die beiden Maler auch als Vertreter der bäuerlichen Naiven bezeichnen, wobei dieses Etikett insbesondere für einen Teil von Enzlers Werk, das kaum bäuerliche Elemente zeigt, nicht stimmt. Mit Sicherheit aber trifft auf beide Künstler zu, dass sie ungelernte Meister ihres Fachs waren.

Enzler, der Landschaftsmaler
Albert Enzler ist im Gegensatz zu Inauen kein Unbekannter. Im Jahre 1969 fand er durch Vermittlung von Josef John Aufnahme in die grosse, jurierte Ausstellung «I naïfs» in Lugano. Das machte ihn auf einen Schlag bekannt und bescherte ihm einen lebhaften Zulauf von Liebhabern seiner naiven Kunst. Trotz dieses Erfolgs blieben die Preise seiner Werke bescheiden.
Simone Schaufbelberger-Breguet hat Enzler einmal als den «Landschafter und Valeuristen der Bauernmalerei» bezeichnet. Von «valeurs» spricht man in der französischen Malerei, wenn die Farbwerte besonders differenziert abgestimmt sind. Enzlers Bilder leben in der Tat von den sensibel - von zart bis rau - abgestuften Farbwerten. Enzler hat auch immer wieder reine Landschaften ohne sennische Motive gemalt. Die Alpfahrten finden eher zufällig Aufnahme in seine Bilder und die «sennische Ordnung» gehört nicht zu seinen Hauptanliegen. Da kann auch einmal ein «Senntum» unterwegs sein, das nur aus Ziegen und Mädchen besteht. Seine Alpfahrten sind nicht wie bei vielen Klassikern der Bauernmalerei zur Pose erstarrt.

Inauen, der Streifenmaler
Das Werk von Johann Baptist Inauen gilt als praktisch unbekannt. In der Standardpublikation «Bauernmalerei rund um den Säntis», Zürich 1994, findet sich neben rudimentären Angaben zu seiner Person lediglich der Vermerk «Inauen ist nie vermarktet worden und unverdorben geblieben». In der Tat dürfte er kaum je ein Bild verkauft haben. Zu ungehobelt schienen wohl den Bauern seiner Umgebung Inauens Sennenstreifen und Tafeln im Vergleich mit den gängigen Bauernmalereien - und Sammler wurden nie auf ihn aufmerksam. So kam es, dass nur knapp zwei Dutzend Bilder von Inauen erhalten geblieben sind. Den Grossteil davon konnte das Museum Appenzell vor wenigen Jahren aus seinem Nachlass erwerben. Die restlichen Werke befinden sich in Privatbesitz sowie im Museum im Lagerhaus in St.Gallen und im Toggenburger Museum in Lichtensteig.
Inauens Hauptthema ist die Alpfahrt: Kuh an Kuh ist mehr oder weniger stereotyp aneinander gereiht und hinter den Kühen reihen sich in ähnlicher Weise die Churfirsten, die Berge seiner zweiten Heimat. Für seine Aneinanderreihungen hat er im langen, schmalen (Sennen-)Streifen ein logisches Format gefunden. Mit ihren glänzenden Lackfarben wirken die Streifen von Inauen auf den ersten Blick irritierend; sie öffnen eine Welt des Fantastischen, die gleichzeitig vertraut und fremd ist.

Ausstellungsflyer mit Begleitprogramm

Albert Enzler, Berglandschaft, o.J.
Albert Enzler, Brülisau mit Hohem Kasten und Kamor, o.J.
Albert Enzler, Appenzeller Bauernstube, o.J.
Blick in die Ausstellung: Grammophon von Albert Enzler
Johann Baptist Inauen, Sennenstreifen, 1973
Blick in die Ausstellung: Sennenstreifen von Johann Baptist Inauen
Albert Enzler, Ahornkapelle, o.J.
Albert Enzler (1882–1974) in seinem Garten
Johann Baptist Inauen (1909–1985)